Prof. Dr. Sebastian Seiffert

Chemiker, Physikalische Chemie der Polymere
Professor der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Ich bin Chemiker, genauer: Polymer-Physikochemiker. Ich liebe mein Forschungsgebiet in dem es darum geht, zu verstehen, woher Polymermaterialien ihre Eigenschaftsprofile haben. Und ich liebe die universitäre Lehre. Heraklits Ausdruck „Bildung ist nicht das Füllen von Fässern, sondern das Entzünden von Flammen“ begleitet mich im Hörsaal seit gut 10 Jahren.

So verbrachte ich viele Jahre in der wohligen Abgeschiedenheit der akademischen Blase. Bis ich im Spätsommer 2019 durch einen E-Mail-Aufruf der Scientists for Future zum Klimaschutz kam. Meine akademische Blase platzte. Das Ausmaß der Krise zu erkennen, gleicht einem unsanften Aufwachen. Aber die Aussicht, zur Überwindung dieser Menschheitskrise beitragen zu können, bringt auch nie zuvor gekannten Sinn ins Schaffen. Das Klima-Thema ist weit mehr, als ein naturwissenschaftliches. Es ist ebenso politisch. Ich widme mich beidem.

Auch hierfür musste ich Neuland betreten: die Welt der sozialen Medien. So markig 280-Zeichen-Twitter-Botschaften aber auch sein können, so begrenzt ist doch deren Platz für ausgewogene Einschätzungen. Hierzu soll dieser Blog Raum bieten.

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„Lebe im Moment.“ Es gibt viele schlaue Sprüche dieser Art. Alle klingen irgendwie nachvollziehbar; und erstrebenswert. Lang habe ich es probiert; nie gelang es. Bis mich der Klima-Schock traf. Er führt mich zurzeit genau dorthin: ins Hier und Jetzt.

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Sich der Klima-Lage bewusst zu werden, hat mehrere Phasen. Schock. Wut. Depression. Und dann hoffentlich Akzeptanz. Doch dort anzukommen, hat einen hohen Preis: die Anerkennung einer Zukunft des Zusammenbruchs. Und von Adaption; auch bei sich selbst.

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Eine Sondervorlesung zur Physikalischen Chemie des Klimawandels änderte für mich vor einigen Jahren vieles. Das Thema lässt mir seither keine Ruhe; auch in meinen Vorlesungen. Doch aus dem anfänglichen Interesse wird zunehmend Ratlosigkeit. Was nun?

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